Quereinstieg: Männer in den Pflegeberuf

Vom Schreiner zum Pflegefachmann? Will ich von einem ehemaligen Schreiner gepflegt werden oder eine Spritze bekommen? Ein gewöhnungsbedürftiger Gedanke. Dieser Vorbehalt hat mit meinen unreflektierten Vorstellungen vom Schreinerberuf zu tun. Vorstellungen und Vorbehalte sind Gründe, warum wir Dinge nicht tun. Doch genau solche gedanklichen Bremser lohnt es sich manchmal loszulassen. Ein Quereinstieg vom Handwerker zum Pflegefachmann ist mit der entsprechenden Ausbildung selbstverständlich möglich.

Wir leben immer in zwei Welten. In der realen und in der gedanklichen. Die wirkliche Welt sehen wir. Die gedankliche nicht. Und aufgepasst: Letztere bestimmt unsere Wirklichkeit mehr, als uns bewusst ist. In unseren Gedanken sammeln sich mit den Jahren Erfahrungen, (Vor)urteile, Kriterien, Idealismus und vieles mehr. Diese subjektive Sichtweise gaukelt der Wahrnehmung der Realität immer wieder etwas vor. Jeder sieht und denkt verschieden und vor allem das, was er/sie will.

Und so denken wir Männer vielleicht, dass Pflege nur etwas für Frauen ist.

Im Jahr 2016 arbeiteten auf 100 Mitarbeitende in der Pflege lediglich 14 Männer.

Bis 2025 braucht die Schweiz zusätzlich 40'000 Pflegepersonen. Zeit, Klischees abzulegen und sich an den Bedürfnissen des Berufsmarkts, oder richtigerweise ausgedrückt an Kranken und Bedürftigen zu orientieren.

Dass Frauen an den Herd gehören, ist gegessen und dass Pflegeberufe nichts für Männer sind, ebenfalls.

Weg mit diesen bremsenden Denkschemen! Gesundheit braucht ein Umdenken. Braucht eine neue Lebenshaltung und -gestaltung.


Neue Pflegefach-Männer braucht das Land!

«Ich wollte etwas mit Tiefgang, mit Menschen und natürlich auch etwas mit Zukunft.»

sagt Patrick Hässig, ehemaliger Radio- und TV-Moderator. Sein Ziel: Dipl. Pflegefachmann. Seine Gründe?

  • In der Pflege spielt sich das wahre Leben ab.
  • Viel Kontakt mit Menschen.
  • Man lernt vieles im Zusammenhang mit dem menschlichen Körper und im Bereich Medizin.
  • Die Möglichkeit, Menschen wieder gesund nach Hause gehen zulassen, bereichert.

Als Quereinsteiger bringt Patrick Hässig einen grossen Rucksack an Lebenserfahrung mit. Das ist in diesem Beruf viel wert.
Quelle: puls-berufe.ch - «Patrick Hässig im Interview »


Was bedeutet Pflege eigentlich?

Professionelle Pflege beinhaltet folgende Aufgaben:

Gesundheitserhaltung und -förderung sowie Prävention

  • bei akuten Erkrankungen
  • während der Genesungszeit und Wiedereingliederung
  • in der Langzeitpflege (z. B. in einem Alters- und Pflegeheim) und
  • in der palliativen Betreuung

Pflege richtet sich an Menschen jeden Alters

  • Körperlich und psychisch Kranke und Gesunde
  • Beeinträchtigte
  • Angehörige
  • weitere

Pflege berücksichtigt

  • physische
  • psychische
  • soziale
  • spirituelle
  • kulturelle
  • alters- und geschlechtsbezogene Aspekte sowie
  • ethische Richtlinien

Quelle: bfh.ch - «Mehr Männer in der Pflege!»


Ein gemischtes Team ermöglicht mehr Spielraum

Unser Gesundheitswesen befindet sich bereits seit längerer Zeit in einer misslichen Lage. Unter anderem durch die extreme Arbeitsbelastung während der Pandemie sind viele Berufsleute abgewandert. Die im November 21 beschlossene Pflegeinitiative war dringend nötig und wartet darauf, mehr und mehr umgesetzt zu werden.

Nach wie vor herrscht ein grosser Bedarf an Fachkräften, um das angeschlagene Gesundheitswesen tragen und darin etwas bewegen zu können. Es gilt, mutig anzupacken. Es braucht frischen Wind und neue Kräfte. Sich in einen Pflegeberuf zu investieren, egal auf welchem Gebiet, ist deshalb sehr sinnstiftend.

Auf allen Hierarchiestufen muss neues Pflegepersonal ausgebildet werden. Es geht um eine positive Zusammenarbeit vieler Stellen, sei es auf politischer, wirtschaftlicher und gemeinschaftlicher Ebene. Pflegeberufe sind also Berufe mit Zukunft.

Da in Pflegeberufen überwiegend Frauen tätig sind, ist es sehr wünschenswert, dass sich auch Männer in dieses Berufsgebiet begeben. Gemischte Teams, wo also Frauen wie Männer arbeiten, sind menschlich breiter gefächert und können somit im Berufsalltag viel ausgewogener agieren.


«Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich»

Der immer noch aktuelle Songtext «Männer» von Herbert Grönemeyer bringt vieles auf den Punkt. Auch in der Pflege können Männer viel geben und nehmen. Können etwas bewegen und aufbauen.

Und zwar mit einer entsprechenden Ausbildung. Und der Bereitschaft, einen neuen Weg zu gehen.

Aller Anfang ist menschlich. Auch bei Männern. Und Menschlichkeit tut uns allen gut.

Pflegeberufe sind der Ort, wo das Leben wahre Stärke fordert. Sind Sie dabei?

27.2.2023, Andreas Räber, GPI®-Coach, Wetzikon