Coaching-Tipp: Lösungsorientiertes Denken und Handeln - weil es motiviert und verändert

Der Alltag hat uns fest im Griff und bombardiert uns mit zahlreichen Fragestellungen und Diskussionen. Kaum ist etwas gelöst, tauchen neue Baustellen auf. Ein unüberwindbarer Berg an Herausforderungen türmt sich vor einem auf. Was nun? Einer der wirkungsvollsten Ansätze liegt in lösungsorientierem Denken.

«Was führt Sie zu mir?» Diese Frage ist wohl den meisten von uns bekannt. Ob beim Arzt, beim Berater oder in einem Mitarbeitergespräch. Auch der amerikanische Psychotherapeut Steve de Shazer (Mitbegründer des lösungsfokussierten Ansatzes) stellte diese Frage. Und zwar einer Familie, die Rat bei ihm suchte. Das Ergebnis war ein hitziges Gespräch zwischen den Familienmitgliedern sowie am Ende einer turbulenten Beratungssitzung 27 unterschiedliche Probleme, die von der Familie genannt wurden.

Dem Beraterteam um de Shazer fiel es verständlicherweise schwer, sich am Ende der Sitzung eine Intervention auszudenken, die diesen 27 Problemen gerecht werden könnte. (Quelle: «Lösungsorientiertes Coaching - Jürg Middendorf)

Probleme erfordern oft viel Zeit und Kraft, um sie zu lösen. Manchmal fühlt es sich an, als ob wir dauernd etwas hinterherrennen würden.

Probleme lähmen, Lösungen motivieren

Der Mensch hat eine ungeheure Fähigkeit zu denken. Das ist Chance und Gefahr zugleich. Je nachdem, welcher Webseite man glaubt, hat der Mensch x-tausend Gedanken pro Tag. Die meisten sind sich einig, dass zirka 70 % davon negativ sind. Negative Gedanken prägen und haben eine starke Auswirkung auf unser Handeln. Aus negativen Kindheitserfahrungen entwickeln sich manchmal innere Glaubenssätze wie «Mich versteht ja doch keiner» «Ich kann das nicht.»

Unsere negative Gedankenwelt ist ein Energieräuber und kostet uns viel unnötige Kraft.

Gedanken kennen keine Grenzen. Sie haben direkten Einfluss auf unsere Gefühle, unsere Ziele, unser Auftreten und die Umsetzung von Massnahmen.

Gedanken haben auch positive Auswirkungen

Im Alltagsstress verengt sich unsere Wahrnehmung. Wir rennen von Aufgabe zu Aufgabe und haben nur ein Ziel: Unseren Job möglichst gut zu machen und alles zu erledigen. Unser "gedanklicher Autopilot" übernimmt die Steuerung. Dazu kann ein "interner Firewall" kommen, der uns nach aussen hin abschottet. Veränderung? Unvorstellbar! Doch wo wir unseren Beitrag zu unserem Alltag leisten, ist auch Veränderung möglich. Andere können wir nicht ändern, uns selbst jedoch sehr wohl. Statt beispielsweise in einer Opferrolle zu verharren, können wir handeln. Leben gezielt gestalten. Das geschieht zu allererst in unserem Denken.

Wir fokussieren uns bewusst auf das, was uns alles gelungen ist. Wir versuchen unsere Gedanken bewusster wahrzunehmen und sie mit der Möglichkeitsform «könnte» zu filtern, sprich neutraler zu beurteilen. Vielleicht ergibt sich die eine oder andere Einsicht in unsere Motive. Auf diese Weise können wir unsere Denk- und Handlungsweisen nach und nach anpassen - und unser Umfeld wird darauf reagieren. Gut zu wissen: Denk- und Handlungsweisen anzupassen bedarf etwas Ausdauer. Es ist, wie sich einen Weg durch den Dschungel zu bahnen. Und ihn dann immer wieder zu gehen.

Die Aufgabe, 27 Probleme zu lösen

Steve De Shazer stand vor der Herausforderung, 27 Probleme zu lösen. Die Wahrscheinlichkeit, dass mit diesem Fokus weitere Probleme entstehen, war gross.

Nun bat er die Familie, in den nächsten zwei Wochen darauf zu achten, was in ihrem Leben gut läuft und was erhalten bleiben soll.

Nach zwei Wochen berichteten die Familienmitglieder, dass nun alles sehr viel besser laufe und sie das Gefühl hätten, ihre Probleme seien gelöst. Die Lösungsfokussierung war geboren!

22.2.2020, Andreas Räber, Enneagramm Trainer Cp, Wetzikon