Berufsbild Arzt: Leben schützen

Selten kommt das Gesundheitswesen und seine Mitarbeitenden so in den Fokus, wie bei einer Pandemie. Wir applaudieren beispielsweise für Pflegende, von denen wir nur ahnen, welch überdurchschnittliche Leistung diese tagtäglich und über längere Zeit erbringen müssen. Mit unserem Artikel wollen wir hier das Berufsbild Ärztin/Arzt in den Fokus stellen. Nicht zuletzt, um auf den sich abzeichnenden Mangel an qualifizierten Fachpersonen im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen und Menschen für dieses lebenserhaltende Berufsbild zu motivieren.

Nicht selten wollen Mitarbeitende aus der Wirtschaft oder 50 plus noch eine Tätigkeit ausüben, der ihnen mehr Sinn gibt als ihr bisheriger Beruf. Sie spüren immer mehr: Geld und Ansehen haben eine kurze Halbwertszeit. Im Gesundheitswesen kommt ein anderer Faktor dazu: menschliches Leben zu schützen. Losgelöst von allgemein fachlichen Aufgaben, ist das einer der wichtigsten Antreiber im Arztberuf.

Gesundheit als Lebensvision

Die aktuelle Herausforderung mit Covid-19 legt die altbekannte Wahrheit offen:

Leben ist nicht selbstverständlich. Es ist ein einmaliges Gut, dem Sorge zu tragen sich lohnt.

Doch unser Umfeld, unsere Wirtschaft und viele private Verpflichtungen nehmen oft wenig Rücksicht auf unser Wohlergehen. Die Folge davon können Unfälle oder Krankheiten sein. Es braucht immer wieder Menschen, die bereit sind, ihren Beruf im Gesundheitswesen zu wählen und sich in den Dienst der Menschheit zu stellen. Ein Beispiel aus der Geschichte:

Der Wiener Arzt Alfred Adler vertrat eine ganzheitliche Sichtweise auf den Menschen: «Der Mensch ist ein unteilbares Ganzes». Adlers Anspruch war, «Mit den Augen eines Anderen zu sehen, mit den Ohren eines Anderen zu hören, mit dem Herzen eines Anderen zu fühlen.» Anders als bei seinen Kollegen üblich, legte er seinen Blick auf den Gesamtzusammenhang des Lebensstils eines Patienten.

Nach seiner Auffassung bilden Körper und Geist eine Einheit. Als praktizierender Arzt traf er auf Kranke und Menschen mit Fehlbildungen. Unter diesem Eindruck schrieb er bereits in seinen frühen Jahren eine Studie über die «Minderwertigkeit von Organen». Darin zeigte er den Zusammenhang von Körperlichkeit und Lebensschicksal auf: Blinde Menschen etwa entwickeln besondere Fähigkeiten auf ihren übrigen Sinneskanälen. (Quelle: Urs-R-Baertschi-Coaching.ch)

Adler steht hier als Beispiel für viele Ärztinnen und Ärzte, die Visionen entwickelt und verfolgt und sich aus einer inneren Überzeugung in den Dienst der Menschheit gestellt hatten.

Welche Aufgaben erwarten jemanden, der Arzt werden will? Das Wichtigste im nachfolgenden Überblick.

Die Aufgaben von Ärztinnen und Ärzten im Überblick

Berufsberatung.ch umschreibt die Aufgaben von Ärzten wie folgt:

  • Menschliches Leben schützen
  • Krankheiten und Verletzungen behandeln
  • Leiden lindern
  • Sterbenden beistehen
  • Gesundheit fördern und erhalten.

Menschliches Leben zu schützen, verstehen wir hier als Oberbegriff für Krankheiten und Verletzungen behandeln, Leiden lindern, Sterbenden beistehen und alle Massnahmen, die Gesundheit fördern und erhalten.

Aufgaben von Ärzten

Ein genauer Beschrieb, welche Aufgaben Ärztinnen und Ärzte erwarten, findet sich zum Beispiel auf Berufsberatung.ch. Hier verweisen wir auf das Wichtigste in Kürze:

  • Anamnese erstellen (Gesundheitszustand, Krankengeschichte, Symptome etc. von Patientinnen oder Patienten erfassen, Labortests in Auftrag geben etc.)
  • Diagnose stellen, Therapie festlegen und mit Betroffenen besprechen. Behandlungserfolg überwachen, anpassen etc.
  • Bei Bedarf Absprache mit Kollegen oder Teams mit Spezialisierungen. Führen von Patientendossiers sowie organisatorische Aufgaben.

Selbstverständlich erweitern sich die Aufgabengebiete bei entsprechender Aus- und Weiterbildung.

Beispiel Fachgebiete:

  • Allgemeine Innere Medizin
  • Chirurgie
  • Gynäkologie/Geburtshilfe
  • Kinder- und Jugendmedizin
  • Psychiatrie und Psychotherapie
  • Anästhesie
  • Augenheilkunde
  • Rheumatologie
  • usw.

Nebst umfangreichem Wissen braucht es viel Empathie

Das Leben ist nicht fair. Manche Menschen trifft das Schicksal unerwartet und hart. Plötzliche Krankheiten oder Unfälle - und von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr wie bisher. Hier braucht es Ärzte mit psychologischem Geschick und viel Einfühlungsvermögen. Menschen sind individuelle Wesen, die in einer Leidenszeit besonders sensibel sind und darum auf Respekt und Einfühlungsvermögen angewiesen.

Ärzte sind hohen psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt

Sich immer wieder mit Krankheit und Leid auseinandersetzen zu müssen, erfordert die Fähigkeit, sich selbst gut abgrenzen zu können. Ärztinnen und Ärzte begleiten Menschen in schwierigen Situationen, unheilbar Kranke oder Sterbende und deren Angehörige. Empathie und Abgrenzung sind zwei grosse Herausforderungen, die nicht aus den Augen verloren gehen dürfen, ja sogar regelmässig geschult werden müssen.

Sich schützen mit berufsbegleitenden Weiterbildungen

Nebst dem sehr umfangreichen Wissen, das man sich laufend aneignen muss, empfiehlt sich im Vorfeld oder nach dem Studium auch Literatur oder Weiterbildungen im Bereich Selbstcoaching, Coaching. Diese Weiterbildung hilft Menschen, Situationen ganzheitlicher zu erfassen und sich selbst entsprechend abgrenzen zu können.

Anders gesagt:

Ärzte und Pflegefachleute, die sich selbst coachen können, sind fähig, Mitmenschen auch im psychischen Bereich zu begleiten und auch in hektischen Zeiten ihre ursprünglichen Werte und überzeugungen zu leben.

9.11.2020, Andreas Räber, GPI®-Coach, Wetzikon