Potenzial Gesundheitsberufe: Ausbildung zum Arzt / zur Ärztin

Traumberuf Arzt / Ärztin. Ob der Traum von Beruf in der heutigen Zeit möglich ist? An vielen Orten in der Schweiz und im Ausland fehlt es an Ärztinnen und Ärzten. Gesundheitsberufe bieten viel Potenzial und Chancen, sich weiterentwickeln zu können. Dazu braucht es konkrete Veränderungen. Kleine und grosse Schritte. Wir schauen genauer hin.

Der akute Fachkräftemangel im Gesundheitswesen hat sich etwas entschärft und zahlreiche Vakanzen konnten wieder abgedeckt werden. Das sind gute Nachrichten. Vorerst. Aktuell lebt das Schweizer Gesundheitssystem von vielen ausländischen Mitarbeitenden. Gut 40 Prozent sollen es gemäss dem NZZ-Artikel «55-Stunden-Woche» sein. Doch auch im Ausland werden Massnahmen getroffen, um die Arbeitssituation zu verbessern, um Ärztinnen und Ärzte ins Heimatland zurückzuholen. Das bedeutet, dass wir in einer Überbrückungsphase leben. Warum?

Die Babyboomer werden langsam gebrechlich und brauchen vermehrt Pflege. Im Gegensatz dazu will immer mehr medizinisches Personal Teilzeit arbeiten. Die Verantwortlichen können nun Entwicklungen und Prognosen entweder

a) verdrängen,

b) Betroffene vertrösten oder

c) handeln.

Gesundheitsberufe können nicht einfach stillgelegt werden. Es sind Berufe zur Deckung der Grundbedürfnisse von uns allen. Das sieht auch der Bund so. Eine Ausbildungsoffensive im Jahr 2016 trägt Früchte. 1730 junge Menschen haben sich für den Arztberuf entschieden. Das sind 50 Prozent mehr als bisher.


Nach der Ausbildung ist vor der Ausbildung

Ein Grund zum Jubeln also? Nein. Denn eine Umfrage zeigt, sobald der praktische Alltag in den Gesundheitsbetrieben beginnt, sagen 43 Prozent aus, dass sie manchmal daran denken, das Medizinstudium zu beenden. Ein Drittel wollen den Beruf schon gar nicht antreten. Damit ist nach der Ausbildung wie vor der Ausbildung. Der Grund ist einfach und Herr und Frau Schweizer werden ihn bestens verstehen:

Der Job als Ärztin oder Arzt ist nicht für eine gesunde Work-Life-Balance bekannt.

Frauen machten den grössten Anteil des Studiums aus. Gut zwei Drittel. Bei ihnen sei die Ernüchterung besonders gross. Es verwundert nicht, dass nur 28 Prozent eine Vollzeitstelle möchten. Die meisten davon sind der Meinung, dass eine Vollzeitstelle nur maximal 50 Stunden betragen darf. Es sind junge Menschen. Anders gesagt: Sie sind unsere Hoffnung auf medizinische Versorgung und Sicherheit.

Diese Arztanwärter sind es, die uns und unseren Lieben künftig das Leben retten und während Krankheit oder Unfall betreuen werden.

Was also tun?

Sollten wir nicht alles tun, um den Arztberuf attraktiver zu gestalten?

Wo Menschenleben auf dem Spiel stehen, braucht es eine moderne Infrastruktur und Arbeit nach Kompetenzen. Warum?

Weil die Arbeit so nicht nur mehr Spass macht, sondern auch unnötige Aufwände vermieden werden.

Agil! Fit! Wirksam! Erfolgreich!

Das klingt schön. Davon sind wir aber weit entfernt ... und werden es bleiben, wenn sich jüngere Menschen nicht auf den Beruf als Arzt und Ärztin einlassen.

Es braucht ausgebildete Mediziner, Chirurginnen, Radiologen, Gynäkologinnen etc. etc., die auch in Zukunft für verletzte, kranke und vulnerable Menschen einstehen. Auch politisch!

Grundtools sollen Arbeit nach Kompetenzen verteilen

Potenzial gibt es immer. In jedem Unternehmen. Hinderlich sind festgefahrene Abläufe, die niemand hinterfragt. Oder hinterfragen darf. Weil sie sakrosankt sind - ohne dass man weiss, warum. Daten, die in umfangreichem Ausmass erfasst - und praktisch nie angewendet oder eingesetzt werden.

Wenn zwei Kliniksysteme nicht miteinander kommunizieren können, ist das sehr nervig, aufwändig und nicht zuletzt auch gefährlich. Eine immense Fehlerquelle! Weil wichtige medizinische Daten nicht gewinnbringend übermittelt werden können. Das ist tiefstes Mittelalter!

Schnittstellen zwischen unterschiedlicher Software sollte, insbesondere im Gesundheitswesen, höchste Priorität haben. Digitalisierung vereinfachen und vorantreiben. Gerade die jüngere Generation ist sich schon im privaten Anwendungsbereich an professionelle Digitalisierung gewöhnt. Deshalb müssen digitale Tools einfach und zuverlässig sein. Die sinnvolle Integration von künstlicher Intelligenz ist im medizinischen Bereich ein Muss!

Unnötige Zeit am PC für Suche, Erfassen und Festhalten zu verbringen, fühlt sich wie ein Verrat an vulnerablen Menschen an, die einen so sehr brauchen würden.

«Arbeit mit Menschen» soll und muss den höchsten Anteil des Arztberufs ausmachen und die Datenerfassung und Codierung von Leistungen muss an nichtärztliches Personal delegiert werden können. Letztendlich passieren so weniger Fehler.


Hören und mitgestalten

Der Traumberuf Arzt ist heute und in Zukunft möglich. Und er ist anders  möglich.

Und dies dank den Menschen, die sich bewusst auf diesen Beruf einlassen. Die mitgestalten wollen. Gesundheitswesen 2030 kann anders sein!

Jede Veränderung fängt mit Menschen an, die handeln wollen.

Dazu braucht es ein offenes Ohr - seitens der Führungskräfte, seitens der Betreiber von Gesundheitseinrichtungen und am allermeisten wohl seitens der Politik - für die Wünsche und Anforderung der heutigen Medizinstudenten und Ärztinnen. Eine Politik, die begreift, dass Handeln angesagt ist.

Es braucht eine klare Kommunikation und gelebte Beweise, dass sich vieles tut. Gesundheitsbetriebe, die die technische Entwicklung und die Förderung von Teams vorantreiben.

Traumberuf Arzt / Ärztin? Ja. Und wir gestalten den Beruf zukünftig mit!

28.12.2023, Andreas Räber, GPI®-Coach, Wetzikon