Teambildung fördern: Weil Mitarbeiter das höchste Gut einer Unternehmung sind

Im Rahmen von fortschreitender Digitalisierung hoffen viele zurecht auf Entlastung durch moderne und ausgereifte IT. Mit möglichst breit erfassten Daten erhofft man sich bessere Infos als Entscheidungsgrundlage. Vielleicht sogar eine Entlastung von bestimmten Arbeiten, die endlich automatisiert werden könnten. Nebst all den Neueinführungen und Hoffnungen muss immer das Wichtigste im Auge behalten werden: das Team. Dass Teambildung entscheidend wichtig sein kann, zeigt uns zum Beispiel die Geschichte der Luftfahrt.

Im Gesundheitswesen geht es immer wieder um Leben und Tod. Auch in der Luftfahrt hat man teilweise ähnliche Voraussetzungen. Im Jahr 1920, als das Flugwesen noch in den Kinderschuhen steckte, wurden die ersten Propellerflugzeuge kommerzialisiert. Personentransporte wurden möglich.

Ausgereifte Technik

Es dauerte seine Zeit, bis diese Technik ausgereift war. Insbesondere Kolbenmotoren waren fehleranfällig. Immer wieder kam es zu Triebwerkausfällen. Ab den 1970er Jahren konnten zuverlässigere Turbinentriebwerke eingesetzt werden. Und mit ihnen rechnete man auch mit einem Rückgang der Unfälle. Doch vergeblich.

Den Experten wurde klar, dass die Katastrophen weniger an der Technik lagen als an den Fehlern der Cockpit-Besatzung.

Hintergründe im Vordergrund

Auch im Flugverkehr wird im Team gearbeitet. Da sind Pilot, Co-Pilot, Bordmechaniker, Flugingenieur, Funker, Navigator etc. Piloten wurde damals eine hohe Autorität zugesprochen, entsprechend gross war ihr Ego und entsprechend schwer eine gute Teambildung.

Diese hierarchischen Distanzen machten es der Besatzung unmöglich, gegebenenfalls auf den Kapitän einzuwirken. Im schlimmsten Fall führte dies zum Tod von zahlreichen Menschen (Beispiele: Absturz der Twin Otter ANE 248, 17. Juni 1979 und der JAL 8054 am 13. Januar 1977. Quelle: «Meine grösste Chance», Sachbuch von Nikolaus Förster).

Nicht gehört werden

Diese Beispiele aus der Luftfahrt skizzieren dramatische Umstände. Aus unserer Zeit ist bekannt, dass schwerwiegende Unfälle bei Atomreaktoren oder die Ölpest im Golf von Mexiko (2010) ähnliche Grundlagen hatten.

Niedrige Angestellte besassen Informationen, die die Folgen des Unglücks hätten verhindern oder verringern können. Doch diese wurden nicht weitergegeben, ignoriert oder nicht berücksichtigt. Grund: die Untergebenen fühlten sich nicht sicher, wenn sie ihren Chefs schlechte Nachrichten überbrachten. Wenn sie es versuchten, war das Ergebnis jeweils, keine Reaktion zu erhalten oder lediglich zur Kenntnis genommen zu werden. Daraus schlossen sie, dass ihr Input nicht erwünscht sei und gaben darum auf. Auch hier mit dramatischen Folgen. (Quelle: «Humble Inquiry», Sachbuch von Edgar H. Schein)

Solche Gefühle haben die meisten von uns vielleicht auch schon erlebt. Nicht gehört und nicht wertgeschätzt zu werden, führt zu einem Rückzug. Dabei liegt gerade in der Teambildung eine grosse Chance.

Mitarbeiter sind «Teil von etwas Grösserem»

Im Newsletter von Impulse.de (03.08.2020) schreibt Nicole Basler, dass ihr kleiner Sohn seit Kurzem Fussball spielt. Auf dem Rücken seines Trainingsanzugs, wo sich normalerweise der Name des Spielers befindet, steht der Slogan: «Teil von etwas Grösserem».

Teil von etwas Grösserem sein. Das ist etwas, das sich viele Menschen wünschen. Dies führt zu echtem Zusammenhalt. Zu einem Team, das manchmal Überraschendes zu leisten vermag.

Unvergesslich ist die Fussballmannschaft von Leicester City, die im Jahr 2016 unterwartet Meister wurde. Ran.de schreibt dazu: «Der 5000:1-Aussenseiter dreht den Goliaths aus Manchester und London in der Liga, in der weltweit am meisten Geld umgesetzt wird, eine lange Nase. In einigen Jahren wird die Frage 'Wo warst du, als Leicester City Meister wurde?' allgegenwärtig sein.»

Englischer Meister wird man nicht, indem man hierarchische Distanzen wahrt. Sondern mit Offenheit, Vertrauen und jeder für und mit jedem in die gleiche Richtung unterwegs.

Teambildung fördern: Mitdenken, mitreden und gehört werden, dies alles gehört zu unserem Menschsein.

Und je besser dies funktioniert, desto höher sind Motivation und Entwicklung. Als eigenständige Individuen und als Teammitglieder!

12.8.2020, Andreas Räber, GPI®-Coach, Wetzikon