Psychiatrie: Akuten Fachkräftemangel verhindern

Es mag komisch anmuten, wenn man von einer Reduktion der Betten in einer Psychiatrie liest und gleichzeitig Studien von 28 Prozent mehr schweren depressiven Störungen und 26 Prozent mehr Angststörungen. Das bedeutet mehr Arbeit für weniger Personal. Von dieser Situation sind nicht nur die Psychiatrien betroffen, sondern das gesamte Gesundheitswesen. Schwierige Arbeitsumstände sorgen für zahlreiche Kündigungen und entmutigtes Personal. Es braucht dringend Bewegung. Nicht nur in unserem Denken...

Im Zeitraum von Januar bis August dieses Jahres wurden in der Akutstation für Kinder und Jugendliche der psychiatrischen Klinik Königsfelden in Windisch bereits 206 Patientinnen und Patienten behandelt. Das sind mehr Eintritte als im ganzen Jahr 2019.

Wo kein Platz mehr ist, «hilft» eine Warteliste. Betroffene Personen werden in ambulanten Einrichtungen versorgt. Nur die akutesten Fälle bekommen sofort einen stationären Platz. (Quelle: SRF-Bericht vom 11.10.21 «Auch in der Aargauer Psychiatrie fehlt das Personal») Diese Situation ist ein Bild, das so gar nicht zur hochentwickelten Schweiz passen will - und auf keinen Fall so bleiben darf!

Akuter Fachkräftemangel

Gründe für die fehlenden Fachkräfte sind unter anderem die Zunahme von Patienten und aufwändige Covid-Schutzmassnahmen.

Es gibt ein Zuviel und wenn dies zu lange andauert, ist die Folge ein Zuwenig.

Wieviel Belastung kann man Fachkräften, und sind diese noch so gut ausgebildet, zumuten? Gesucht sind neue Mitarbeiter/-innen. Was auf den ersten Blick als Lösung aussieht, ist so lange, wie diese eingearbeitet werden müssen, eine Doppelbelastung.

Das Aargauer Kantonsparlament hat bereits finanzielle Entschädigungen für Spitäler und Kliniken gesprochen. Eine gute Entscheidung, die jedoch das Wesentliche, das fehlende Fachpersonal, nicht vergessen machen kann.

Es ist eine verzwickte Situation. Insbesondere für die beiden betroffenen Parteien Gesundheitswesen und psychisch angeschlagene Menschen. Beide brauchen dringend Unterstützung!

Ziel: ein eigenständiges Leben ermöglichen

Da sind die entgleisten Gedanken der Patienten und auf der anderen Seite Personal, das rund um die Uhr Höchstleistungen erbringen muss.

Beide begegnen sich. Beide am Limit.

Psychische Krankheiten haben viele Gesichter. Wahrscheinlich lässt sich die Professionalität nicht abdelegieren. Doch jede noch so kleine Entlastung hilft, Fehler zu verhindern und nicht entmutigt aufzugeben.

Es sind klare Zeichen und klare Handlungen im Heute seitens der Politik notwendig.

Keine Ausreden. Keine Umdeutungen. Einfach nur sofort wirksame Taten!

Entlastung kann auch präventiv geschaffen werden. Wo soziales Leben funktioniert, werden Menschen mit psychischen Problemen in ihren Grundbedürfnissen mitgetragen.

Trennung der Aufgaben stärkt die Kompetenzen

Wir alle können zu einer Verbesserung der Situation im Gesundheitswesen beitragen. Meistens liegt ein erster Lösungsansatz im Bekannten, im Einfachen.

Das PDAG (Psychiatrische Dienste Aargau), zum Beispiel, hat vorbildlich gehandelt. Psychiatrische Fachkräfte sollten so wenig wie möglich administrative Aufgaben erledigen müssen. Der Fokus muss, besonders in Spitzenzeiten, auf der Hilfe für Betroffene liegen.

Und Betroffene? Können sie auch etwas tun? Im Grunde genommen ja. Doch nicht alle können gleich viel tun. Menschen sind verschieden betroffen und brauchen unterschiedliche Unterstützung.

Eine der besten Präventionen überhaupt ist Bewegung. Jeder Schritt zählt. Bewegung, Sonne und frische Luft helfen unserem Körper und unserer Psyche ? und reduzieren vielleicht sogar eine langfristige Behandlung.

Bewegung klingt so einfach. Ja. Und sie ist für die meisten umsetzbar…

Quellen:

1.11.2021, Andreas Räber, GPI®-Coach, Wetzikon