Mit Liebeskummer zum Arzt? Das Gesundheitswesen kommt unter Druck!

Wann brauchen wir einen Arzt? Wann müssen wir in den Notfall? Und wie können wir zwischen angstgeprägten Vorstellungen und Wirklichkeit unterscheiden? Hilft uns das Internet weiter oder beunruhigt es uns mehr? Die Folge von Recherchen im Web ist oft eine grosse Unsicherheit, was zu Arztbesuchen führt, die gar nicht so nötig wären. Eine Analyse und Tipps zur Prävention.

«Viele normale Lebensthemen werden heute medizinalisiert. Ich habe Liebeskummer - also gehe ich zum Arzt. Ich fühle mich nicht wohl im Job - zum Arzt. Ich bin unzufrieden mit meinem Leben - zum Arzt.» sagt die Psychiaterin und Buchautorin Esther Pauchard in einem Interview mit dem Tagesanzeiger.

Die Psychiatrie ist seit Jahren überfordert. Grund dafür sind der massive Fachkräftemangel und vielfältige Themen von Patienten, häufig Ängste sowie. Nachwehen der Corona-Pandemie.

Schliesslich hätten wir es nie für möglich gehalten, dass in der heutigen Zeit ein banaler Virus so viel lebensbedrohenden Schaden anrichten könnte. Der Tod so nah und so radikal. Das macht etwas - das macht viel mit uns!

Und so wurde uns schlagartig bewusst, dass unser Leben in der modernen Welt doch nicht so sicher ist, wie es vielleicht den Anschein macht. Verunsicherte Menschen empfinden mehr «was-alles-sein-könnte» und fallen so noch mehr in die Unsicherheitsspirale.

Es entstehen neue Ängste, neue Fragen und vielleicht sogar «neue Krankheiten».


Gründe für Unsicherheiten

Krankheit hat viel mit Schamgefühlen zu tun.

  • Was ist, wenn man schier in Panik gerät und es stellt sich nichts heraus?
  • Was ist, wenn einem das mehrmals passiert?
  • Was ist, wenn es wirklich zu einem Krankheitsfall kommt und man diesen aus den vorherigen Gründen nicht ernst nimmt?

Was tun wir, wenn wir mehr über uns oft unbekannte Krankheiten erfahren wollen? Wir sprechen mit Freunden oder wir gehen ins Internet. Anonym.

Das Web kann sowohl beruhigend wie Ängste fördernd wirken.

Noch nie hatten wir so viel Wissen zur Verfügung, um selbst eine Diagnose zu stellen - und haben trotzdem immer noch wenig Ahnung, weil wir dieses neue Wissen nicht verknüpfen können. Fehlende Erfahrung beunruhigt.

Wissen, was uns genau fehlt, können wir erst, wenn wir beim Arzt waren. Und auch dann schwingen weiterhin Unsicherheiten mit. Weil es immer verschiedene Möglichkeiten gibt, an eine Krankheit heranzugehen.

Krisen entstehen dort, wo wir mit Unbekanntem konfrontiert das wir in dieser Form noch nie erlebt haben.

Da könnte eben viel passieren. Könnte. Muss aber nicht.


Telmed - telefonische Vorabklärungen

Arzttermine sind manchmal unnötig, manchmal retten sie Leben. Und sie kosten Geld, und das nicht wenig. Aus diesem Grund gibt es telefonische Beratung von Krankenkassen, die meist rund um die Uhr erreichbar ist und eine erste Vorabklärung ermöglicht.

Eine erste Sicht von aussen. Eine fachliche. Sie hilft uns verstehen. Einordnen. Sie beruhigt uns oder hilft, schnell zu handeln.

Ihr Vorteil: Man muss nicht lange auf ärztliche Auskunft warten.


Prävention: Vorsicht Denkgewohnheiten

Bei klaren Krankheitsfällen braucht es fachliche Betreuung. Doch wie ist es mit Themen wie Liebeskummer, Unzufriedenheit im Job oder allgemeinem Unwohlsein im Leben? Eine pauschale Zuordnung gibt es nicht.

Wenn Liebeskummer zu Suizidgedanken führt, der Unzufriedenheit im Job Mobbing als Ursache zugrunde liegt und das Unwohlsein den Alltag massiv beeinträchtigt, kann psychiatrische Hilfe durchaus angesagt sein.

Doch was ist mit diesen Ameisen, die bekanntlich zu Elefanten werden? Es gibt diese «Krankheiten».

Esther Pauchard sagt: «Was wir immer wieder denken und machen, wird zu einer Gewohnheit. Und wir wissen alle, wie schwierig es ist, Gewohnheiten zu ändern.»

Wir können uns also in etwas hineinsteigern. Das ist ganz einfach und geht schneller als wir glauben! Wichtig ist, dass wir dies (an)erkennen und verändern, bevor (!) es zur Gewohnheit wird.

Dazu gehören

  • eine gut trainierte Wahrnehmung,
  • ehrliche Feedbacks aus unserem sozialen Umfeld,
  • eine offene Austauschkultur,
  • ein Akzeptieren unseres grenzenlosen Denkens und des damit verbundenen Gefahrenpotenzials und
  • die Bereitschaft, sich auf diesen Prozess einzulassen.


Die innere Stabilität als erste Hilfe

Um die Herausforderungen des Lebens erfolgreich bewältigen zu können, braucht es eine gewisse innere Stabilität. Diese kann zum Teil schon mit leichten Ergänzungen in der Lebensgestaltung verbessert werden:

  • Pflege von gegenseitig nährenden Beziehungen
  • Ausgleichende Hobbies,
  • Romane oder Biografien lesen,
  • Sport treiben
  • etc.

Das Geheimnis liegt unter anderem darin, dass durch diese Massnahmen eine gesunde Distanz zu den psychischen Herausforderungen hergestellt werden kann.

So kann ein Elefant wieder zur Ameise werden. Und die Situation wird bewältigbar - auch für unser Gesundheitswesen ...

12.12.2023, Andreas Räber, Enneagramm Trainer Cp, Wetzikon