COVID-19-Pandemie: Herausforderungen für Ärzte
Bis dato wurde in den Medien viel darüber berichtet, wie die Pflegenden aufgrund COVID-19 an ihrer Leistungsgrenze sind. Oft im Fokus ist auch Pflegepersonal, das für seine Rechte einsteht und die Bevölkerung um Mithilfe bittet. Eher am Rand der Berichterstattungen stehen die Ärzte. Was aber hat sich für diese Berufsgruppe geändert?
Corona hat unseren Alltag massiv geprägt. Nicht recht zu wissen, woran man ist, ist für uns sicherheitsorientierte Wesen eine grosse Herausforderung. Die Medien berichten immer wieder von neuen Erkenntnissen, die dann von anderer Seite angefochten oder gar widerlegt werden.
Viele Menschen sind langsam müde geworden.
Wie entwickelt sich diese Situation bei Ärzten? Sie, die sich mit sehr emotionalen Botschaften via Medien an die Öffentlichkeit gewendet haben?
Ein Blick in die Herausforderungen von Ärzten während der Pandemie ist sehr vielfältig
Um die Folgen der Pandemie auf die Ärztinnen und Ärzte hierzulande zu erheben, führte die FMH (Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte) Ende Mai 2020 eine Befragung durch. Die Ergebnisse zeigen auf, welchen Spannungsfeldern Ärztinnen und Ärzte zwischen März und Mai 2020 ausgesetzt waren. Nachfolgend die wichtigsten Punkte:
- Bei den einen Ärztinnen und Ärzten wurden, um Mehrarbeit zu ermöglichen, die Vorschriften für Arbeits- und Ruhezeiten aufgehoben. Andere durften die als nicht dringend geltenden Behandlungen nicht mehr durchführen.
Folge: Während einige rund um die Uhr arbeiten mussten, konnte über die Hälfte der Ärzteschaft ihrer Arbeit im März und April nur (sehr) eingeschränkt nachgehen und ist mit entsprechenden finanziellen Folgen konfrontiert.
- Die Ansteckungshäufigkeit von Ärztinnen und Ärzten blieb unklar. Das BAG kommunizierte, das Gesundheitspersonal könne sich gut schützen. Ärztinnen und Ärzte waren sich dessen angesichts fehlenden Schutzmaterials nicht sicher.
- Laut Erhebung gab fast jeder vierte befragte Arzt an, einer definierten Risikogruppe des BAG anzugehören.
(Quelle: saez.ch)
Herausforderungen im ambulanten Sektor - Angst und ihre Auswirkungen
Wie sieht es im ambulanten Sektor aus? Ein Forschungsteam der Universität Köln untersuchte die Belastungen und Herausforderungen, die sich Ärztinnen und Ärzten in Deutschland aktuell im Praxisalltag stellen. Eine grosse Problematik bildet die Angst der Patientinnen und Patienten vor Ansteckungen.
- Eine Anpassung der Versorgung an die zunehmenden Verdachtsfälle ist immens wichtig. Insbesondere chronisch kranke und ältere Menschen sind auf regelmässige Versorgung angewiesen und machen einen grossen Anteil in den Arztpraxen aus. Gleichzeitig gehören diese Menschen zu den besonderen Risikogruppen. Aus Angst vor einer Ansteckung werden Arztbesuche darum häufig verschoben. Mit Folgen für die Gesundheit und die wirtschaftliche Lage in den Praxen.
- Kapazitätsengpässe in der Patientenversorgung wurden laut Untersuchung über alle befragten Fachdisziplinen hinweg nicht (45.6 %) oder nur sehr selten (18.6 %) wahrgenommen. Ein Grossteil der befragten Mediziner fühlte sich am Anfang (34.0 %), bzw. während des gesamten Verlaufs (48.8 %), von der Politik vernachlässigt.
(Quelle: gesundheitsforschung-bmbf.de)
Herausforderungen im stationären Sektor
Auch der stationäre Sektor spürte die Auswirkungen von COVID-19. Insbesondere die Absage zeitlich wählbarer Eingriffe führt zu einer Verlagerung stationärer Fälle in die ambulante Versorgung. Dort werden sie im Sinne einer konservativen Therapie (weiter)behandelt. Dies kann eine Verschlechterung des Gesundheitszustands von Patientinnen und Patienten nach sich ziehen.
(Quelle: imvr.uni-koeln.de)
Fazit: Unsicherheiten, Angst und Risiken
COVID-19 hat uns alle überrannt. Unsere moderne Gesellschaft ist an Grenzen gestossen, die wir nicht für möglich gehalten haben. Die Folgen sind Unsicherheiten und Angst.
Ein geregelter Alltag und «scheinbar geregelte» Sicherheiten fühlen sich zwar gut an. Es gibt jedoch Situationen, wo schnelles Handeln und die Bereitschaft, sich auf Unbekanntes einzulassen, notwendig sind. Das ist der Zeitpunkt, wo bestehende Abläufe und Gewohnheiten, vielleicht sogar die bestehende Gesetzgebung, einer Herausforderung wie COVID-19 nicht mehr gerecht werden können.
Doch die neuen Risiken dürfen nicht auf die Schultern von Ärztinnen und Ärzten verschoben werden. Da braucht es ein verantwortungsbewusstes Handeln von uns allen!