Arbeiten im Spital? Warum? Gute Gründe? Genau!

Unser Gesundheitswesen verändert sich. Damit ist es nicht alleine. Auch wir verändern uns laufend. Das gehört zum Leben. Veränderungen treiben uns voran und verhindern somit Stillstand. Veränderungen positiv mitgestalten können ist zutiefst sinnstiftend. Arbeiten im Spital bietet in dieser Hinsicht spannende Perspektiven sowie diverse Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Unser Gesundheitswesen hat gelitten. Wohl selten sind so viele Pflegefachkräfte, überhaupt Menschen, die in Gesundheitseinrichtungen arbeiteten, so ans Limit gekommen wie seit Corona. Und kaum ist das Virus im Griff, werden Mitarbeitende von Sparwahn und unrealistischen Vorgaben überrollt. An Aufatmen ist nicht zu denken.

Warum also in einem Spital arbeiten? Ganz einfach: Wenn erfahrene Mitarbeitende aus dem Gesundheitswesen die Situation nicht mitgestalten, tun es andere. Die unter Umständen fern sind von der Alltagspraxis.

Alltagstrott oder Perspektiven?

Was lieben Sie mehr: Alltagstrott oder Perspektiven? Alltagstrott fühlt sich ungefähr so an, wie wenn wir mit dem Auto von A nach B fahren und dabei unsere Umgebung gar nicht wahrnehmen. So geht es uns auch bei der Arbeit. Am Abend wissen wir nicht mehr, was wir den ganzen Tag über gemacht haben. Es läuft einfach. Eine Art menschliche Automation. Ohne darüber nachzudenken. Jeder Handgriff sitzt. Ja, klar, so lässt sich Zeit sparen. Die Investoren und Unternehmer mag es freuen.

Wirklicher Sinn jedoch sieht anders aus.

In unserem Gesundheitswesen sollte es doch vor allem um Menschen gehen. Um Gesundheit. Psychisch und physisch. Es geht um Grenzen und neue Möglichkeiten.

Sehen, was man verändern könnte. Perspektiven entwickeln. In einer Welt, die durch Veränderungen laufend umgeformt wird.

Veränderung bedeutet: Neue Wege brauchen Anpassungen.

Mitdenken, Chancen erkennen und Ideen einbringen

"Warum soll ich etwas sagen? Es hört mir ja doch niemand zu", diese Gedanken kennen wir vermutlich alle. Darum verzichten wir vielleicht auf Feedbacks. Und so ändert sich nichts. Wenn wir diesem inneren Glaubenssatz nicht widersprechen.

Nichts zu sagen und Missstände in sich hineinzufressen sind für unsere eigene Gesundheit viel schädlicher, als wenn wir auf adäquate Weise Feedback geben.

Wie. Was. Wann. Wem - und das immer wieder!

Wie wir etwas sagen

Natürlich kommt es bei einem Feedback immer auf den entsprechenden Ton an. Das Entscheidende ist nicht, dass wir dies nicht wissen. Manchmal können sich aber ein paar unhaltbare Vorwürfe einschleichen. Sind wir nämlich im Stress, nimmt unsere Eigenwahrnehmung ab.

Das sind keine guten Voraussetzungen für eine sachorientierte Kommunikation.

Was wir sagen

"Es muss nicht alles raus!" ist ein wichtiger Satz im Rahmen einer gesunden Feedbackkultur. Etwas sagen, damit es gesagt ist, bewirkt oft das Gegenteil. Um Feedbacks für Veränderungen vorzuschlagen, lohnt es sich, ein Gefühl für den richtigen Zeitpunkt zu entwickeln .

Gut vorbereitet ist halb gehört. Darum immer sachlich argumentieren.

Was wir wann wie sagen

Sie sind in einen Arbeitsprozess vertieft. Eine Kollegin geht an Ihnen vorbei und sagt, dass Sie etwas falsch gemacht haben. Das fühlt sich an, wie wenn Sie aus dem Schlaf gerüttelt werden. Sie sind zwar da, aber in Gedanken bei etwas völlig anderem. Ihr Denkprozess wird unterbrochen. Der Wiedereinstieg dauert in der Regel länger, als uns lieb ist. Keine gute Voraussetzung für die Entgegennahme eines Feedbacks.

Rückmeldungen sollten nie zwischen Tür und Angel platziert werden.

Entweder, wenn möglich, direkt dann in der Situation oder später, wenn Zeit und Raum vorhanden sind.

Wem wir etwas sagen

In jedem Gesundheitsbetrieb gibt es klare Richtlinien, wer wann und zu welchen Themen als Ansprechperson gilt. Doch oft ist es leichter, sich im Geheimen zu ereifern oder sich an Kolleginnen zu wenden. Nur, dass sich damit wenig ändert. Eher wird auf diese Weise eine Kultur gefördert, die Veränderungen verhindert. So soll es nicht sein.

Wenn wir wissen, was wir wirklich wollen, werden wir besser gehört.

Mit Ausdauer zum Erfolg

"By Endurance we conquer", lautet ein bekanntes Zitat von Sir Ernest Shackleton, der mit seiner Schiffscrew vor etwas über 100 Jahren im Weddelmehr zwei Jahre ums Überleben kämpfte. Diese Geschichte endet mit einem vorläufigen Happy End, denn der führungsstarke Shackleton konnte alle Männer retten.

Was hier beeindruckt, ist das Aushalten und Dranbleiben von Shackleton selbst. Er wusste, wenn die Moral zusammenbricht, verliert die ganze Mannschaft. Und so hat er auch im abgeschiedenen Packeis ein Tagesprogramm aufgestellt. Zudem nahm er Mitglieder der Schiffscrew, von denen er wusste, dass sie andere negativ beeinflussten, zu sich, um sie enger führen zu können

Natürlich kann man zwei Jahre im Packeis nie mit den aktuellen Bedingungen im Gesundheitswesen vergleichen.

Doch auch hier sind die Crews äusserst anspruchsvollen Aufgaben ausgesetzt.

Unsere Zukunft wird nur mit Ausdauer verändert. Mit Feedbacks. Mit Dranbleiben. Mit Teilnehmen. Überzeugung ist eine Kraft, die uns vorantreibt.

Noch nie war sie so wichtig!

12.6.2025, Andreas Räber, Enneagramm Trainer Cp, Wetzikon