Gesundheitswesen: Dem Fachkräftemangel mit Pensionierten begegnen

Endlich ist es soweit: die Pensionierung beginnt. Kein Druck mehr. Kein Stress mehr. Nur noch tun und lassen was man will. Doch nach drei Wochen merkt man, die Erfolgserlebnisse und das Miteinander fehlt einem mehr als geglaubt. Auf der anderen Seite fallen mit der Pensionierung wertvolle Fachkräfte im Gesundheitswesen weg, die eigentlich noch genug fit wären, um weiter zu arbeiten. Fachkräftemangel kann zu einem Teil entspannt werden, wenn Mitarbeitenden in Teilpensen länger arbeiten.

Im Artikel «Fachkräftemangel: Diese Pflegerinnen und Pfleger arbeiten nach der Pension einfach weiter» (Aargauer-Zeitung 3.10.2019), werden fünf Angestellte porträtiert, die über das Rentenalter hinaus arbeiten. Wer demnächst vor der Pension steht, muss nicht zwingend aufhören. Vor der Pension wird abgeklärt, ob eine Weiterbeschäftigung gegenseitig gewünscht wird und auch aus gesundheitlicher Sicht Sinn macht. Wenn ja, erhalten die Angestellten einen ein Einjahresvertrag mit einmonatiger Kündigungsfrist. Eine Mitarbeiterin hat bereits den zweiten Einjahresvertrag unterzeichnet. Ihr Pensum hat sich von 90 auf 40 Prozent gesenkt. Das Schöne, man kann trotz Arbeit den Teil-Ruhestand geniessen. Und es macht für alle Sinn. So kann Fachkräftemangel zumindest temporär überbrückt werden.


Warum nach der Pensionierung noch weiterarbeiten?

Wenn Fitness und Gesundheit noch gut genug sind, warum soll man insbesondere bei einem Fachkräftemangel nicht noch länger arbeiten? Freiwillig natürlich. Das tun auch einige, wie oben beschrieben. Andere wiederum geniessen ihre gewonnene Freizeit. Doch Menschen sind nun mal verschieden.

Für einige ist es wichtig einen geregelten Tagesablauf zu haben. Einen Tagesablauf, der von aussen bestimmt wird. Haben sie dies nicht, kann eine grosse Unzufriedenheit aufkommen. Menschen die sich einen hektischen Berufsalltag gewöhnt sind, können nicht einfach aufs Nichtstun umklicken. Auch die Pensionierung ist planbar. Ihre Planung ist sogar sehr wichtig, wenn man die Gefahr in ein Loch zu fallen, verhindern will. Manchmal ist eine Schrittweise Pensionierung sehr sinnvoll.

«Ich habe mit 61 angefangen pro Jahr 20 Prozent zu reduzieren. Es ist das Beste, was ich tun konnte.» erzählt mir vor einiger Zeit ein Pensionär, der die freigewordene Zeit seinem Hobby, der Kunst widmete.

Ob 61 oder 65 spielt ja eigentlich keine Rolle. Zum einen wird man noch gebraucht und zum andern kann man seine Pensionierung Schritt für Schritt angehen.

Um länger zu arbeiten, braucht es gewisse Voraussetzungen.


Erfahrung und ein gutes Informationssystem

Ein erfolgreiches Team setzt sich aus verschiedenen Altersklassen und Kompetenzen zusammen. Ältere Mitarbeitende mögen nicht mehr die gleiche Leistung erbringen können, doch ihre Erfahrung hilft Fehler zu vermeiden. Jüngere sind dafür leistungsfähiger und halten länger durch.

Vielfalt kann stark sein, doch muss man sie gut organisieren. Wer Teilzeit arbeitet hat ein grösseres Informationsbedürfnis zum jeweiligen aktuellen Stand, als jemand der 100 Prozent arbeitet. Gut informiert sein, kann motivierend wirken, das Gegenteil eben auch gegenteilig. Das Zugehörigkeitsgefühl geht mit mangelnder Kommunikation verloren. Es ist darum wichtig, dass auch Pensionierte nach wie vor bei Planungsprozessen mitinformiert werden.

Doch eines ist wichtig: Wer pensioniert ist, muss regelmässig abklären, ob die Kraft noch genügt. Wie beim Fussball. Ältere Spieler erhalten nur noch Jahresverträge. Weil der Körper plötzlich nicht mehr kann.

5.2.2024, Andreas Räber, GPI®-Coach, Wetzikon